Grenzmuseum Marienborn - Sachsen-Anhalt

Ehemalige Grenzübergangsstelle der DDR -

Der ehemalige Kontrollpunkt Marienborn wurde 1945 von den Alliierten eingerichtet, um den Verkehr zwischen der britischen Besatzungszone im Westen und der sowjetischen Besatzungszone im Osten besser kontrollieren zu können. Doch mit der Zeit wurden immer häufiger politische Machtkämpfe zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion ausgetragen, der zur Spaltung der Siegermächte von 1945 führte und Europa in zwei feindliche Machtblöcke teilte. So entwickelte sich der einstige Kontrollpunkt Marienborn zum Grenzsicherungswall der damaligen DDR. Es war nur noch über diese Grenzübergangsstelle möglich, den Reise- und Güterverkehr nach West-Berlin, in die damalige Tschechoslowakei (heute Tschechien und die Slowakei), in die damalige DDR und nach Polen zu gelangen. Für Menschen aus dem Osten gab es so gut wie keine Möglichkeit in den Westen zu reisen, da die kommunistische Diktatur gegenüber dem Westen Härte zeigen wollte. Unter der gesamten Grenzübergangsstelle verlief ein etwa 4,8 Kilometer langes begehbares Tunnelsystem, das die gesamte überirdische Kontrollstelle mit Strom, Wasser, Abwasser, Fernmeldetechnik und Heizung versorgte. Das Versorgungssystem wurde aus Sicherheitsgrüden unter die Grenzübergangsstelle verlegt, um eine mögliche Sabotage der technischen Einrichtungen zu verhindern. Heute ist die ehemalige Grenzübergangsstelle Marienborn ein Grenzmuseum, das zu einer sehr interessanten Tour in die Zeitgeschichte der Grenzanlage einläd.

Passkontrolle - Einreise Pkw

Die Passkontrolle der DDR diente nicht nur dem Prüfen von einzelnen Dokumenten der Reisenden, sondern auch geheimdienstlicher Arbeit durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Denn die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Passkontrolleinheiten (PKE) unterstanden dem MfS. Sie waren in "operativer Psychologie" geschult und sollten vermeintliche oder tatsächliche "Feinde", die in die DDR einreisten, erkennen und zur weiteren Beobachtung an die zuständige Behörde weiterleiten. Zu dieser Gruppe zählten vor allem Geflüchtete, ausgebürgerte Oppositionelle oder westdeutsche Politiker.

ISO: 100 | 20 mm | Blende: 7,1 | 1/250 Sek.

ISO: 100 | 26 mm | Blende: 7,1 | 1/400 Sek.

Veterinärkontrolle

Die tiermedizinische Kontrolle wurde von einen Tierarzt, der dem Ministerium für Landwirtschaft unterstellt war, in einem separaten Abfertigungsbereich durchgeführt (siehe Foto). Hier wurden gewerbliche Viehtransporte, aber auch privat mitgeführte Kleintiere auf ihren Gesundheitszustand überprüft. Reisende, die in die DDR reisen bzw. durchreisen wollten, mussten eine tierärztliche Bescheinigung bei der Veterinärkontrolle vorlegen. Auch bei den Tiertransporten wurde streng auf Personenschleusung und Warenschmuggel geachtet. Wenn alles soweit in Ordnung war, wurden die Formalitäten an einem Schalterfenster auf der Nordseite des Gebäudes erledigt und die Weiterfahrt genehmigt. Es gab aber auch Viehtransporte, die aus Seuchenschutzgründen angehalten wurden und bis zum Abschluss der Untersuchungen in den hierfür eingerichteten Viehboxen gehalten wurden (Bild sowie Beschreibung weiter unten).

Dienstgebäude

Das Dienstgebäude auf dem Gelände der größten Grenzübergangsstelle der DDR war bestückt mit Arbeitsräumen und Büros für die Leiter der Passkontrolleinheiten (PKE), des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des Zolls und der Grenztuppen der DDR. Im Erdgeschoss befanden sich Räume für die DDR-Spedition Deutrans, die Anfang der 1990er-Jahre nach und nach aufgelöst wurde, für das Rote Kreuz und den Zoll. Es gab aber auch Räume für den Verbindungsoffizier sowie den Kommandanten der Grenztruppen. Das MfS hatte seine Büroräume in der ersten Etage. Hier überprüften Fahnder der PKE seit Anfang der 1980er-Jahre die Daten der Reisenden, die mit einem Kamerabild aus den Abfertigungsbereichen der Passkontrollstelle übertragen wurden. Haben sich Unstimmigkeiten zu erkennen gegeben, veranlassten sogenannte "Fahndungsrealisierer" einen Eintrag in der Fahndungskartei oder ordneten die weitere Überwachung der Person(en) an. Auf der ersten Etage waren auch noch der Zugführer der Passkontrolleinheit sowie etliche Büros der SED-Parteiorganisation untergebracht. Die Schichtleiter das Zolls nutzten die Büros in der zweiten Etage. Heute beherbergt das ehemalige Dienstgebäude eine Dauerausstellung, Räume für Sonderausstellungen sowie Veranstaltungs- und Seminarbereiche.

ISO: 100 | 27 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

ISO: 100 | 18 mm | Blende: 7,1 | 1/1000 Sek.

Kontroll- und Übergabegarage des Zolls

Die Kontroll- und Übergabegarage des Zolls wurde für grenzüberschreitende Krankentransporte und für die Überführungen von Verstorbenen aus der DDR in den westlichen Teil Europas und natürlich auch umgekehrt genutzt. Die Garage war speziell für solche Transporte eingerichtet, da die Krankenwagen oder Bestatterfahrzeuge auf Schmuggel oder Flüchtlinge untersucht wurden, da jeder Fluchtversuch von DDR-Bürgern verhindert werden musste. Dazu gehörte natürlich auch, dass die Särge zur Kontrolle geöffnet wurden. Ein Teil der Garage wurde auch als Werkstatt genutzt, um liegengebliebene oder Fahrzeuge, die nach der Zollkontrolle nicht mehr in einem fahrfähigen Zustand waren, wieder instandzusetzen.

ISO: 100 | 23 mm | Blende: 7,1 | 1/1000 Sek.

Mehrzweckgebäude und Garagenkomplex

Im Flachbau vor dem dreigeschossigen Gebäude befand sich ein Speisesaal mit Verkaufsstelle, der zur Pausenversorgung sowie eine vom Zoll betriebene Essensausgabe genutzt wurde. In dem dreigeschossigen Gebäude dahinter waren Büros und Funktionsräume untergebracht. Vor Antritt der Schicht haben die Angehörigen der Passkontrolleinheiten im Versammlungsraum, in dem auch politische Schulungen stattfanden, die aktuellen Dienstanweisungen erhalten. Auch die Telefonzentrale befand sich in diesem Gebäude. Der Garagenkomplex, der am linken Bildrand nur ganz knapp zu erkennen ist, wurde hauptsächlich für die Unterstellung der Dienst- und Nutzfahrzeuge benutzt.

ISO: 100 | 20 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

Wechselstelle der DDR-Staatsbank

Eine der umsatzstärksten Filialen der Staatsbank der DDR war ohne Zweifel die Wechselstelle auf der Grenzübergangsstelle Marienborn. Hier kam ein Großteil der Devisen her, die von der DDR dringend benötigt wurden, die den Handel mit dem westlichen Ausland am Laufen hielten. Wie wir heute wissen, wurden viele Devisen in die Waldsiedlung in Bernau bei Berlin investiert, um die SED-Funktionäre bei Laune zu halten. Ursprünglich hatte die Wechselstelle auf der Grenzübergangsstelle die Aufgabe, Deutsche Mark (DM) der Bundesrepublik Deutschland gegen DDR-Mark (Alu-Chips) zu tauschen. Aber um die Kasse ordentlich klingeln zu lassen, wurde eine Straßenbenutzungsgebühr eingeführt und Bürgern aus dem westlichen Ausland ein verpflichtender Mindestumtausch aufgezwungen, was für großen Unmut bei den westdeutschen Reisenden führt. Sie durften die DDR-Mark weder zurücktauschen noch aus der DDR ausführen.

ISO: 100 | 18 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

ISO: 100 | 20 mm | Blende: 7,1 | 1/10 Sek.

ISO: 100 | 32 mm | Blende: 7,1 | 1/640 Sek.

Trafostation und Heizhaus

Die Grenzübergangsstelle Marienborn verbrauchte Unmengen an Strom, der aus dem öffentlichen Netz kam. Er wurde über die Trafostation in die Funktionseinheiten auf dem Kontrollgelände weitergeleitet. Wenn der Stromkreislauf mal zusammenbrach, hielten drei mit Diesel betriebene Turbinen die Stromversorgung automatisch aufrecht. Es wurde mal gesagt, dass der geschätzte Gesamtstromverbrauch dem einer Kleinstadt mit 20.000 Einwohnern entsprach. Die Wärme für Heizung und Wasser wurde im Heizhaus auf der Grenzanlage durch zwei Heizkesseln, die mit Erdgas betrieben wurden, erzeugt. Auch eine Tischlerei, eine Schlosserei, die Elektrowerkstatt und ein Materiallager sind im Heizhaus untergebracht. Zivile Arbeitskräfte, wie z. B. Handwerker oder Reinigungskräfte, waren meistens bei den Grenztruppen und in Betrieben, die außerhalb der Grenzanlage lagen, beschäftigt. Diese Arbeiter benötigten eine besondere Zugangsberechtigung, konnten sich aber auf dem Gelände frei bewegen.

ISO: 100 | 23 mm | Blende: 7,1 | 1/640 Sek.

ISO: 100 | 20 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

Kantine

Im westlichen Teil des Gebäudes, in dem auch die Wechselstelle der DDR-Staatsbank untergebracht war, befand sich eine Kantine für die Passkontrolleure, Zöllner und Zivilangestellten auf der Grenzübergansstelle. Sie war nur tagsüber geöffnet und bot einfache Speisen wie Bockwurst, Kartoffelsalat, Bouletten sowie Kaffee und Kuchen zur Pausenversorgung an. Der ehemalige Kantinenbereich steht seit dem Jahr 2001 für Besucherinnen und Besuchern als Raum der Stille zur individuellen Einkehr und zur Andacht zur Verfügung. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war der ehemalige Kantinenbereich für Besucher wegen der Corona-Krise aber leider geschlossen.

ISO: 100 | 18 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

ISO: 100 | 24 mm | Blende: 7,1 | 1/800 Sek.

Rollsperre

Eine sehr massive Rollsperre aus Stahl sollte die Flucht aus der DDR mit einem Fahrzeug völlig unmöglich machen. Dieses Hinternis war das letzte Element in einem gut gestaffelten System von Ampeln, Schranken, Schlagbäumen und Rollsperren. Sobald eine von mehreren Sperren durchbrochen wurde, wurde Alarm ausgelöst und die auf Schienen gelagerte Rollsperre wurde in wenigen Sekunden auf die Straße gerollt. Somit war ein Fluchtversuch so gut wie unmöglich. Am 21. April 1973 versuchte der Bauarbeiter Fred Woitke und zwei seiner Freunde mit einem Lastkraftwagen (Modell: W50) die Sperranlagen auf der Grenzübergangsstelle Marienborn zu durchbrechen und scheiterte an dieser Rollsperre. Der Lkw wurde bei dem Crash völlig zerstört und landete auf dem Dach. Seine Freunde erlitten schwere Knochenbrüche, Woitke wurde von vier Soldaten der Grenztruppen erschossen. Diese massive Rollschranke konnte einen 50 Tonnen schweren Lkw in voller Fahrt stoppen und galt somit als besonders effektiv gegen Flüchtende.

ISO: 100 | 23 mm | Blende: 7,1 | 1/1000 Sek.

Beschaubrücke

Die Beschaubrücke diente dazu, dass bewaffnete Organe der DDR-Grenztruppen auf dem Brückensteg Sichtkontrollen an vorbeifahrenden Lkws sowie Transportern, die die DDR in Richtung Bundesrepublik verliesen, von oben auf Beschädigungen an Dächern oder Wagenplanen vornehmen konnten. Ein weiterer Aspekt war das Thema Flüchtlinge und Schmuggelware. Die Beschaubrücke auf der Grenzübergangsstelle Marienborn war eingehaust und hatte beidseitig schräge Treppenaufgänge. Es gab auch Beschaubrücken, die über Eisenbahngleise gebaut wurden. Diese waren jedoch sehr einfach in ihrer Bauweise und in den meisten Fällen nicht überdacht.

Viehboxen und Sprenggruben

Das Viehgatter auf der Grenzanlage Marienborn wurde als Quarantänebereich für Nutztiere vorgehalten. Tiertransporte, die auf dem Weg nach West-Berlin, Polen oder in die damalige CSSR waren, wurden vom diensthabenden Tierarzt der Grenzübergangsstelle kontrolliert und bei Verdacht auf kranke oder tote Tier gestoppt. So wurde sichergestellt, dass Tiertransporte auf dem Weg zum Schlachthof oder einem Zuchtbetrieb keine Seuchen einschleppten. Tiere, die keine Krankheitssymptome aufweisen, verblieben bis zum Ende der Kontrolle in den Viehboxen bis eine Weiterfahrt genehmigt wurde. Es gab auf dem Gelände der Grenzanlage Marienborn auch mehrere sogenannte Sprenggruben. Wenn in einem Fahrzeugen Sprengstoffe oder Munition gefunden wurde und der Verdacht auf Detonationsgefahr bestand, wurden diese Kampfmittel in auf ein Gitter gelegt und in eine Betongrube heruntergelassen. Dort konnten sie kontrolliert gesprengt werden.

ISO: 100 | 20 mm | Blende: 7,1 | 1/500 Sek.

ISO: 100 | 23 mm | Blende: 7,1 | 1/1000 Sek.

Kommandantenturm

Herzstück der Grenzübergangsstelle Marienborn war ohne Zweifel der Kommandantenturm, der von einem Offizier der Grenztruppen besetzt wurde. Hier liefen alle Informationen der verschiedenen Sicherungsbereiche auf der Grenzanlage zusammen. Der Turm war sozusagen die Befehlszentrale auf der Grenzübergangsstelle. Von hier aus wurden alle Ampeln, Schlagbäume und Rollsperren kontrolliert gesteuert, um z. B. einen sogenannten Grenzdurchbruch zu verhindern. Am Rande der Grenzübergangsstelle kam eine Sicherstellungskompanie zum Einsatz, die das Gelände in der Umgebung an verschiedenen Kontrollpunkten bewachte. Der Kommandant auf dem Kommandantenturm hatte zwar eine hohe und zentralen Stellung auf der Grenzanlage. Aber auf die Fahndungstätigkeit der Passkontrolleure und die Weisungen des Ministeriums für Staatssicherheit hatte er keinen Einfluss.

Zoll der DDR

Im offiziellen Leben waren die Mitarbeiter des DDR-Zolls an der Grenzübergangsstelle Marienborn für die Kontrolle des internationalen Waren- und Devisenverkehrs zuständig. Doch das Ministerium für Staatssicherheit nutzte die Tätigkeit der Zöllnerinnen und Zöllner auch, um an Informationen über Bundesbürger im grenzüberschreitenden Reise- und Güterverkehr zu gelangen. So sollten "feindliche Angriffe" schon im Vorfeld bekämpft und unterbunden werden. Zu den "feindlichen Angriffen" zählten unter anderem der Missbrauch der Zollbestimmungen, sowie das Agieren potenzieller Fluchthelfer aus dem Westen und Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR. Die Mindestkontrolle des DDR-Zolls bestand darin, dass die Motohaube, der Kofferraum sowie die Rückbank geöffnet wurden. Bei der Kontrolle der Lastkraftwagen im Transitverkehr setzte der Zoll auch Spürhunde ein, um eventuell versteckte Flüchtlinge zwischen der Ladung aufspüren und verhaften zu können.

ISO: 100 | 22 mm | Blende: 7,1 | 1/1600 Sek.

Autobahn 2, 39365 Harbke, Deutschland


Fotografie

War dieser Artikel hilfreich?: 100% - 22 votes
100%

Gesamtergebnis aller abgegebener Stimmen:

Fotoalben - Zufallsbild

Eisfelder Schloss - Thüringen
09. Juli 2023

1500 * 1313 px
760.62 Kb
8847

Login